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"Wie Heiner
Müller am 4. November 1989 zu seiner Rede auf dem Alexanderplatz
kam"
S. 165 ff. in: "Der Betriebliche Aufbruch im Herbst 1989:
Die unbekannte Seite der DDR-Revolution"
Bernd Gehrke/Renate Hürtgen (Hrsg.)
Die feudalsozialistische
Variante der Aneignung des Mehrwerts, Ausbeutung mit andern Mitteln,
ist die Konsequenz aus der Stalinschen Fiktion des Sozialismus
in einem Land, deren Realisierung zur Kolonisierung der eignen
Bevölkerungen in den osteuropäischen Ländern geführt
hat. Das Volk als Staatseigentum, eine Leibeigenschaft neuen Typs.
(...) Entscheidend ist, daß endlich die Sprachlosen sprechen
und die Steine reden. Der Widerstand von Intellektuellen und Künstlern,
die seit Jahrzehnten privilegiert sind, gegen den drohenden Ausverkauf
wird wenig ausrichten, wenn ein Dialog mit der lange schweigenden
oder in Fremdsprachen redenden Mehrheit der jahrzehntelang Unterprivilegierten
und im Namen des Sozialismus Entrechteten nicht zustande kommt.
Heiner Müller,
Plädoyer für den Widerspruch, Dezember 1989
Bildungswerk
Berlin der Heinrich Böll Stiftung
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